AC-Oelde e.V. im ADAC

 

Der AC-Oelde e.V. im ADAC wird 70 Jahre

12. Dezember 1951 --  12 Dezember 2021


Zum 70jährigem Jubiläum des AC-Oelde veröffentlich wir hier einen Gastbeitrag von Dr. Reinhold Festge.

 

Aus der Publikation "  Oelde zurückgeblickt" 2020/2021

 


Alois Engbert, Vereinsmitglied der ersten Stunde, (rechts) als Starter

Das Jahr 1951 ist ein Jahr des Aufbruchs. Der Zweite Weltkrieg liegt sechs Jahre zurück. Es gibt wieder eine stabile Währung, und die Menschen sind motiviert. Sie wollen etwas schaffen und sie sehnen sich nach Mobilität, um zur Arbeit zu kommen, um aber auch persönliche Freiheiten zu gewinnen. Der Zweite Weltkrieg hatte – und das muss man sich vor Augen führen – einen enormen Technologieschub mit sich gebracht. War der Transport während des Ersten Weltkriegs noch mit Pferd und Wagen bewältigt worden, so wurde der Zweite Weltkrieg weitgehend mechanisiert und technikunterstützt geführt. Das hatte zur Folge,  dass viele Kriegsteilnehmer während ihrer aktiven Zeit den Führerschein machen konnten. Mein Vater z. B. erzählte täglich beim Abendessen von seinen Kriegserlebnissen. Er hatte den Krieg über als Hauptgefreiter einen Horch-Funkwagen gefahren und war von diesem Auto so begeistert, dass er uns Kindern immer wieder von der Zuverlässigkeit dieses Autos berichtete. Und so stand für ihn fest, dass er ein eigenes Auto haben wollte. So ging es auch vielen Altersgenossen.

Am 12. Dezember 1951, 21:00 Uhr, so ist es in den Annalen des Vereins verzeichnet,  gründeten 27 Teilnehmer den „Automobilclub Oelde im ADAC“. Die Sitzungsleitung hatte der Gauvorstand Westfalen West, Paul Verstege, der auch die Wahl leitete, in der dann Richard Schmidt zum 1. Vorsitzenden, Wilhelm Frieling zu seinem Stellvertreter und Aloys Engbert zum Kassierer gewählt wurden.
Die Gründung wurde im Hintergrund unterstützt von Karl Fritz Gehring und Dr. Hans Wulf. Beide machten sich in den folgenden Jahren sehr verdient um den Verein. Seine Aufgabe war: „Der Club dient vor allem der Förderung, Erleichterung und Flüssigmachung des Verkehrs sowie der Verhütung von Verkehrsunfällen…“

Die Begeisterung für diesen Verein war so groß, dass auch die Organisation des ersten Großereignisses 1952, die viertägige Deutschland fahrt, problemlos bewältigt wurde. 305 Teilnehmer, davon 175 Solo- Maschinen, waren in Bad Reichenhall gestartet und machten sich auf den Weg nach Bielefeld. Von Zehntausenden begeistert begleitet, kamen sie auch zum Kontrollpunkt Oelde, der auf der Autobahn eingerichtet war.
Hier war dann auch der Startpunkt zu der Beschleunigungs- und Geschwindigkeitsprüfung – all dies damals weitgehendes Neuland. Endpunkt war Bielefeld, wo der damalige Verkehrsminister Seebohm die Teilnehmer nach ihren Anstrengungen herzlich begrüßte.

Interessant ist auch, dass dieser ADAC sich schon frühzeitig für sozial benachteiligte Menschen engagierte und so schon 1952 für die Schwerstkriegsbeschädigten einen Ausflug organisierte.

Am 12. Juli 1952, also sieben Monate nach Gründung, gab es ebenfalls die erste lokale Veranstaltung, eine Bilderorientierungsfahrt durch den Kreis Beckum.

Zirka 40 Teilnehmer starteten auf dem Jahnplatz.
Diese Orientierungsfahrten waren für uns Kinder immer eine besondere Attraktion. Nachdem der Jahnplatz zu klein geworden war, starteten diese Veranstaltungen immer von Sommers Wiese. Es war begeisternd zu sehen, wie sich die Autos vor dem Start aufreihten. Da waren die unterschiedlichsten Modelle zu bestaunen, der VW Käfer, der DKW 3=6, der Goliath, der Borgward Hansa, der Lloyd Alexander und natürlich auch Mercedes.
Vor dem Start wurden die Autos inspiziert und auf Sicherheitsmängel überprüft.


Anschließend mussten die Fahrer erste Geschicklichkeitsprüfungen überstehen, oft zum Gaudi der zahlreichen Zuschauer. Danach ging es auf die Orientierungsfahrten, die nicht nur ein großes Geschick, sondern auch eine gute Ortskenntnis erforderten, um diese Wettbewerbe zu gewinnen. Nach der Ausfahrt wurde dann ausgiebig im Bahnhofshotel gefeiert. Mit viel Engagement und Begeisterung textete Helmut O. Wegener, seinerzeit Sportredakteur bei der „Glocke“, das Lied  „Mensch schaff dir einen Wagen an“. Hier kann man aus dem Text unschwer erkennen, wie groß die Begeisterung für das neue Verkehrsmittel seinerzeit war und wie sehr sich die Menschen nach individueller Freiheit sehnten.

Zum 70. Geburtstag am 12. Dezember 2021 gratulieren wir dem ADAC in Oelde sehr herzlich. Er hat viel zur Verkehrssicherheit in all den Jahren beigetragen und die Begeisterung für neue und auch alte Autos gefördert. Das zeigte sich zuletzt am 17. Oktober 2021, als die Oldtimer-Rallye in Oelde stattfand. Dem Engagement des Vorsitzenden des ADAC, Hans-Udo Weckheuer, den ca. 125 Mitgliedern des Vereins und der Familie Lücke mit ihrer Autobegeisterung ist es zu verdanken, dass wir derartig interessante Veranstaltungen in Oelde haben. Mein posthumer Dank gilt auch Dr. Hans Wulf, der vor 70 Jahren die Grundlagen für ein ADAC-Archiv anlegte, auf das ich mich bei meinen Nachforschungen zu diesem Artikel hervorragend stützen konnte.

Dr. Reinhold Festge

Mensch, schaff‘ dir einen Wagen an
Text: Helmut O. Wegener
Musik: Hermann Ebeling


Die Zeit ist so unheimlich schnell, dass der mobile Mann
sie nicht mehr ohne Fahrgestell durchrock‘ and rollen kann.
Ganz gleich ob einer sein Gefährt auf Wechsel laufen lässt:
wer nicht das Tempo mitverkehrt, sitzt ohne Auto fest.
Geliebt wird bis zur Raserei im brausenden Verkehr.
Manch einer jagt am Glück vorbei und mancher hinterher.
So mancher aber ist nicht das, wofür ihn eine hält,
dann gibt sie auf der Stelle Gas nachdem sie festgestellt:
Refrain:
Mensch schaff‘ dir einen Wagen an, damit du Zeit gewinnst,
zumal die Bank kaputt gehn kann, wo du dein Geld verzinst
Drum spiele selber den Bankier und fahr dein Geld spaziern:
denn wenn schon, denn schon kannste dich auch selber ruiniern,
denn wenn schon, denn schon kannste dich auch selber ruiniern.